Gebrauch als Diskurs

Der Begriff ‚Transdisziplinarität‘ enthält einen Widerspruch. Disziplinäres Denken ist gerichtet, es orientiert sich in der Vorstellung vieler an einem konsistenten Modell und bearbeitet einen Ausschnitt der Wirklichkeit. Disziplinen formulieren ausschliesslich solche Probleme, die sie mit ihrem Instrumentarium als solche erkennen. Disziplinen schaffen damit eine Art ‚Abgrenzungsrealität‘ [Oskar Negt, 1] und damit paradoxerweise eine jeweils eigenartige und dabei universelle Ordnung.

Disziplinäres Denken ist nicht geeignet, lebensweltliche Zugänge zu erhalten, weil der Filter des Disziplinären eine Ordnung herstellt, die sich unserer natürlichen Wahrnehmung zwingend entzieht. Kombinieren wir Disziplinen [Interdisziplinarität] oder öffnen wir sie [Transdisziplinarität] ändert sich nichts an dieser Tendenz zur Um-Ordnung. Das Disziplinäre steht damit in einem prinzipiellen Konflikt zu dem ‚Universum des Selbstverständlichen‘ [Edmund Husserl].

Damit verschiebt sich der klassische ‚Streit der Disziplinen‘ hin zu einer offenen und leidenschaftlich geführten Streitkultur [Polemik], deren Argumente als gebaute Hypothesen vergängliche Formen des Selbstverständlichen darstellen. So wird der ‚Gebrauch der Dinge‘ eine für das Individuum so praktikable wie radikale Form des Diskurses — auch im Design.

Literatur

[1] ‘Der Logik des Kapitals auf die Sprünge kommen‘. Adelbert Reif im Gespräch mit dem Sozialphilosophen Oskar Negt. Lese-Zeiten Verlag, Heidelberg.

[52] Husserl, E.: Die Krisis der Europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie 1954

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