Weltbezug
Disziplinäres Denken ist gerichtetes Denken, es orientiert sich an einem konsistenten Modell, bearbeitet einen ganz speziellen Ausschnitt der Wirklichkeit. Diesen Ausschnitt können wir im realen Leben niemals erkennen. Die Disziplin stellt eine Ordnung her, die sich in der Komplikation realer Umstände nicht zeigt. Das Disziplinäre steht damit in einem prinzipiellen Konflikt zu dem ‚Universum des Selbstverständlichen‘ [Edmund Husserl], es hat einen anderen Weltbezug.
Die Ordnung der Disziplin nützt der Disziplin. Oft unterstützen die Disziplinen sich gegenseitig. Sie beobachten, formen aus ihren Beobachtungen ›Probleme‹ und lösen diese dann mit ihrem jeweiligen Instrumentarium. So schaffen und verwalten sie eine Art ‚Abgrenzungsrealität‘ [Oskar Negt], eine jeweils eigenartige, eigensinnige Ordnung. Wenn in der / durch die Disziplin Design Modelle oder symbolische Ordnungen entstehen, dann erweitern wir das Selbstverständliche und der affirmative (bejahende) Gebrauch dieser Modelle und Ordnungen bestätigt und befestigt dessen Ordnung.
Das Universum des Selbstverständlichen entzieht sich immer schon unserem Zugriff und der große Rest ist kostenpflichtig.
Literatur Husserl, E.: Die Krisis der Europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie 1954 'Der Logik des Kapitals auf die Sprünge kommen'. Adelbert Reif im Gespräch mit dem Sozialphilosophen Oskar Negt. Lese-Zeiten Verlag, Heidelberg.