Das Evangelium der Innovation: Damit rechnen wir nicht!

Wir leben in einer berechnenden Kultur (Heinz von Foerster), die das Evangelium der Innovation anbetet, ohne jedoch die damit verbundenen negativen Externalitäten zu kalkulieren. Joseph Schumpeter schreibt dazu in ›Capitalism, Socialism and Democracy‹ sinngemäß: „Wir haben es hier mit einem Prozess zu tun, der Zeit benötigt, um seine Eigenschaften und endgültigen Effekte zu enthüllen. Es macht daher keinen Sinn, die Leistung dieses Prozesses ex visu zu beurteilen; vielmehr müssen wir die Leistungen über Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg Zeit beurteilen.” (eigene Übers.) Die apostrophierten positiven Effekte jeglicher sog. ›zerstörerischer Innovation‹ werden hinlänglich kommuniziert. Ob diese Auslassung der Ökonomenzunft aus Berechnung erfolgt, diese Frage lassen wir an dieser Stelle offen. Was wir ganz sicher aus dem Blick verlieren ist die Frage, wie wir die negativen Effekte für Natur, Mensch und Gesellschaft rational darstellen können. Ist jede Innovation eine Verbesserung unserer Situation?  Das gibt auch unserer Disziplin zu denken. Müssen wir uns nicht sehr viel genauer überlegen, wohin wir unsere Phantasie lenken? Haben wir hierfür die richtigen Instrumente und Methoden? Können wir absehen, was unsere Ideen auslösen? Kann es sein, daß wir zu unserem eigenen Schaden beitragen? Hierzu gibt es ein interessantes Papier von John Komlos vom National Bureau of Economic Research.

Komlos John, 2016. "Has Creative Destruction become more Destructive?" 
The B.E. Journal of Economic Analysis & Policy, De Gruyter, vol. 16(4). S.1-12
Bild © Wilhelm von Kaulbach, Public domain, via Wikimedia Commons
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